Worin unterscheiden sich Demeter und EU-Bio?

Die EU-Verordnung wurde aus den Vorbildern der Richtlinien der nicht-staatlichen Öko-Anbauverbände in Europa entwickelt. Als gesetzliches Regelwerk ist sie ein Kompromiss, der den unterschiedlichen Anforderungen der EU-Mitgliedsstaaten genügen muss. Sie stellt damit den kleinsten gemeinsamen Nenner dar und beschreibt die gesetzlichen Mindestanforderungen für die Kennzeichnung von Lebensmitteln aus ökologischer Erzeugung und Verarbeitung.

Die Demeter-Richtlinien gehen in ihren Grundlagen auf den Landwirtschaftlichen Kurs zurück, der von Rudolf Steiner 1924 gehalten wurde und werden seither ständig weiter entwickelt.

Die Biologisch-Dynamische Landwirtschaft ist im Wesentlichen Gestaltung von Lebenszusammenhängen. Durch den Aufbau der Bodenfruchtbarkeit, die Pflege der Kulturpflanzen, des Saatgutes und der Haustiere kann ein Betrieb zu einem lebendigen Organismus ausgebildet werden. Das führt häufig auch zu besonderen Gestaltungen im sozialen Miteinander. Insofern ist die Entstehung der Demeter-Qualität Prozess-orientiert und in hohem Maße Spiegelbild der Gestaltung des Betriebsganzen, was sich auch in den Richtlinien widerspiegelt:

  • Ein Demeter-Betrieb ist immer als Ganzes auf die Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise umzustellen. Die Vorgaben der EU-Verordnung berücksichtigen nicht die Ganzheit eines Betriebes und lassen parallel eine konventionelle Produktion zu. Dies führt dazu, dass die Abgrenzung zu dem, was in der biologischen Erzeugung nicht zulässig ist, einen hohen Stellenwert einnimmt. Man könnte es so ausdrücken: bei der biologisch-dynamischen Erzeugung wird die Aufmerksamkeit mehr auf die zentralen Lebensvorgänge gerichtet, während die EU-Verordnung den Blick mehr auf Abgrenzungsfragen richtet.
  • Auf Demeter-Betrieben wird der weitaus größte Teil der Futtermittel auf dem eigenen Betrieb erzeugt. Mindestens 80% der Futterration von Wiederkäuern muss aus Demeter-Erzeugung stammen und mindestens 50% aus dem eigenen Betrieb, was die EU-Verordnung nicht fordert. Im Gegenteil, dort ist eine lange Liste konventionell erzeugter Futtermittel zulässig, die zur Ergänzung des Bio-Futters eingesetzt werden dürfen. Demeter-Bauern setzen dagegen, wenn überhaupt, nur ein Minimum an konventionell erzeugten Futtermitteln ein.
  • Demeter-Betriebe setzen auf die eigene Tierhaltung. Die Haltung von Raufutterfressern ist obligatorisch.
  • Der anfallende Mist wird mit speziellen selbst hergestellten Heilpflanzen-Präparaten beimpft, auf Haufen kompostiert und eignet sich dann besonders zur Steigerung der Bodenfruchtbarkeit und zur Verlebendigung und Gesundung des Bodens.
  • Weitere Präparate, aus Kuhmist und Kieselkristall hergestellt, fördern ebenfalls die Bodenfruchtbarkeit und regulieren das Pflanzenwachstum.
  • Die Kühe auf Demeter-Betrieben haben Hörner. Die Hörner sind wichtige Organe der Tiere – nicht zur Verteidigung, wie oft fälschlich behauptet. Sie haben vielmehr einen Einfluss auf den Kräftehaushalt der Tiere und auf die Verdauungsleistung, was sich vor allem auch auf die Düngerqualität auswirkt.
  • Viele Demeter-Betriebe sind bestrebt ihr eigenes Saatgut zu pflegen und die Pflanzen ebenso wie die Tiere in den Hoforganismus einzugliedern.
  • Demeter-Betriebe beachten kosmische Rhythmen.
  • Biologisch-dynamische Saatgutzüchtung arbeitet mit lebensgemäßen Methoden. Die Pflanzen werden im Zuchtgarten gezüchtet, nicht im Labor. Die Samen sind ohne Einschränkung reproduktionsfähig und die daraus erwachsenden Früchte sind wohlschmeckend, vital und von hoher Ernährungsqualität. Die EU-Verordnung fordert lediglich, dass konventionell gezüchtete Pflanzen ein Jahr lang auf ökologisch bewirtschafteten Flächen vermehrt werden. Die Züchtung ist dort nicht näher geregelt.

Ökologie und Nachhaltigkeit