Umweltschutz und Bio sichern Arbeitsplätze

Eine Untersuchung im Auftrag des Bundesumweltministeriums beziffert die Zahl der Beschäftigten im Umweltschutz in Deutschland auf 1,8 Millionen Menschen. Zirka 170.000 von ihnen, so Schätzungen des PresseForums BioBranche, arbeiten in den Bereichen der Bio-Branche als Erzeuger, Hersteller, Händler, Dienstleister oder in Verbänden (Stand 31.12.07). Allein 26.820 zertifizierte Betriebe (Erzeuger, Hersteller und Verarbeiter) von Bio-Lebensmitteln gibt es laut Erhebung der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in Deutschland. Hinzu kommen die Betriebe und Beschäftigten in den Bereichen Groß- und Einzelhandel, Gastronomie und Außer-Haus-Verpflegung, bei Verbänden und Dienstleistern. Bio-Lebensmittel erreichten 2007 nach Angaben der ZMP einen Inlandsumsatz von 5,45 Milliarden Euro, das entspricht einem Marktanteil von zirka drei Prozent.

Ebenfalls in die Schätzung einbezogen hat das PresseForum BioBranche den Bereich Non-Food. Dazu zählen beispielsweise Anbieter von Naturtextilien und Naturkosmetik, die ebenfalls Bio-Rohstoffe verarbeiten und handeln. Mit einem Umsatzvolumen von über 600 Millionen Euro hat Naturkosmetik mittlerweile einen Anteil von fast fünf Prozent am Gesamtmarkt für Kosmetik und Körperpflege.

Die Bio-Branche gehört gerade in ländlichen Räumen zu den wenigen Wirtschaftszweigen, die dem Arbeitsmarkt positive Impulse geben können. „Bio bietet immer mehr Menschen eine Zukunftsperspektive und schafft auf den Ebenen der Erzeugung, der Verarbeitung und des Handels zusätzliche Arbeitsplätze, gerade auch außerhalb der Ballungsräume. Damit tragen die Unternehmen aktiv zur Entwicklung ihrer Region bei und übernehmen eine soziale Verantwortung,“ sagt Elke Röder, Geschäftsführerin des BNN (Bundesverband Naturkost Naturwaren Herstellung und Handel e.V.).

Doch die Arbeitsplatzpotenziale werden nicht ausgeschöpft, da trotz guter Entwicklung am Bio-Markt der Bio-Landbau in Deutschland nicht in gleichem Maße wächst. „Seit fünf Jahren geht die Schere zwischen Bio-Marktwachstum und Flächenwachstum immer weiter auf. Damit exportieren wir nicht nur die positiven Umweltleistungen, sondern auch die Arbeitsplätze ins Ausland,“ kritisiert Thomas Dosch, Präsident von Bioland.

Quelle: PresseForum BioBranche

Fallbeispiele von Firmen und Verbänden der Bio-Branche

Die Bio-Supermarktkette Alnatura

Ab Herbst 2008 arbeiten bei Alnatura 108 Lehrlinge, die das Naturkost-Handelsunternehmen ganz bewusst „Lehrlinge“ nennt und nicht wie allgemein üblich „Auszubildende“: Damit soll auch sprachlich deutlich gemacht werden, dass bei Alnatura nicht „von oben nach unten“ ausgebildet wird, sondern das selbstverantwortliche und erfahrungsorientierte Lernen im Vordergrund steht. Neben ihrer Arbeit in den bundesweit über 40 Filialen und der Unternehmenszentrale im hessischen Bickenbach verbringen die Lehrlinge eine Praktikumswoche auf einem Öko-Bauernhof und eine Woche bei einem Bio-Bäcker. In Theaterprojekten werden die persönliche Entwicklung und Ausdrucksfähigkeit der Lernenden gestärkt sowie soziale Fähigkeiten gefördert.

www.alnatura.de

Die Ulrich Walter GmbH (Lebensbaum)

Das Diepholzer Unternehmen, das Kaffee, Kräuter, Tees und Gewürze vertreibt, beschäftigt zurzeit ca. 90 Mitarbeiter. Bei Lebensbaum werden Fachkräfte für Lagerlogistik und Lebensmitteltechnik sowie Industriekaufleute ausgebildet. Um qualifizierten Nachwuchs für die Bio-Branche zu fördern, ist Lebensbaum Mitstifter der Professur für Ernährungsökologie an der Universität Münster.

www.lebensbaum.de

Der Naturkosmetikhersteller Logocos

Logocos stellt bekannte Naturkosmetikmarken (z. B. Logona, Sante, Aquabio) sowie Heilmittel und Nahrungsergänzungen (z. B. Fitne, Equimol) her. Das Unternehmen im niedersächsischen Salzhemmendorf beschäftigt aktuell 250 Mitarbeiter in Produktion, Verwaltung und Vertrieb und ist der wichtigste Arbeitgeber in der Gemeinde. Momentan werden acht junge Menschen als IT-Kaufmann, Kaufmann für Marketingkommunikation, Industriekaufmann, Chemiekant oder Fachlagerist ausgebildet.

www.logocos.de

Der Anbauverband Bioland

Auf den Höfen des größten deutschen Bio-Anbauverbands Bioland arbeiten mehrere tausend Menschen in vielfältigen Berufen. Sie sitzen nicht nur auf dem Traktor oder melken die Kühe, sondern backen Brot, verwursten Schweine und Rinder und vermarkten ihre Produkte oftmals direkt über Hofläden und Märkte. Bioland-Bauern investieren in neue Produktionszweige und innovative Vermarktungsformen wie Lieferservice. Das schafft neue Arbeitsplätze. Gerne nennen wir Beispiele aus der Praxis.

www.bioland.de

Der Anbauverband Demeter

Einen besonderen Akzent im Arbeitsmarkt der Bio-Branche setzt Demeter, der Verband für die Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise. Auf fast 140 Bauernhöfen – das sind rund zehn Prozent der gut 1400 deutschen Demeter-Betriebe – finden Menschen mit Behinderungen sinnvolle Arbeit. Suse von Schwanenflügel vom Hof zur Hellen in Velbert drückt die Essenz dieser Erfahrung so aus: „Wir leben mit Menschen, die beschützt arbeiten müssen und die alle besondere Begabungen mitbringen. Das bereichert uns gegenseitig.“ Meist sind es Lebensgemeinschaften oder sozialtherapeutische Einrichtungen, die beim Abpacken, in der Käserei oder der Kerzenwerkstatt, in der Landschaftspflege oder der Hauswirtschaft und natürlich im Stall diese wichtige Integrationsarbeit leisten.

www.demeter.de

Ökologie und Nachhaltigkeit